US-Wahl 2024

von | Nov 6, 2024 | Marktinformationen

Trump 2.0?

„Der Teufel wußte nicht, was er tat, als er den Menschen politisch machte.“

William Shakespeare

es scheint so, als ob im Rennen um das Weiße Haus Donald Trump den Sieg davongetragen hat. Eine schnelle und geordnete US-Wahl sollte eine Erleichterung für die Märkte darstellen. Die Kapitalmärkte sind in der letzten Zeit ohnehin von einem Wahlgewinner Trump ausgegangenen. Daher sollte der Trump-Trade der vergangenen Wochen an der Börse wohl andauern.

Die Republikaner haben sich auch die Kontrolle über den US-Senat gesichert. Erstmals seit vier Jahren hat die Partei von Trump damit die Mehrheit in der kleineren der beiden Kongresskammer. In der anderen Kongresskammer, dem Repräsentantenhaus, liegen die Republikaner ebenfalls in Führung und könnte hier ihre Mehrheit verteidigen. Allerdings wird sich das dortige endgültige Endergebnis noch etwas hinziehen und wahrscheinlich wird das Ergebnis durch den Ausgang in Kalifornien bestimmt.

Mit einer republikanischen Mehrheit in beiden Kammern könnte Trump natürlich etwas leichter durchregieren. Dennoch herrscht auch im republikanischen Lager keinesfalls Einigkeit in allen Punkten (z.B. Höhe der Zölle), so dass es bei kleineren Mehrheitsverhältnissen im Kongress auch für den neuen Präsidenten weiterhin schwierig bleiben dürfte, seine im Wahlkampf skizzierten Pläne eins-zu-eins umzusetzen. Mitglieder beider Parteien besitzen jedoch starke wahltaktische Anreize, die Steuersenkungen zumindest teilweise zu verlängern. Dies dürfte die Aushandlung von Kompromissen zwischen den Parteien begünstigen.

Auswirkungen der US-Wahl

Die US-Wirtschaft dürfte durch den Sieg von Trump profitieren. Steuersenkungen werden den Verbraucher in den USA stärken. Auch die angedachten Steuersenkungen bei den Unternehmen dürften die US-Wirtschaft weiter unterstützen. Gerade die Entlastung der kleinen Unternehmen, diese stellen in Summe den Hauptarbeitgeber in den USA dar, dürfte seine Wirkung entfalten. Die verstärkte Konzentration auf sich selbst und auf die eigene Binnenwirtschaft, muss der USA (im Gegensatz zur übrigen Welt) nicht unbedingt schaden.

Für die europäische und insbesondere die deutsche Wirtschaft wird eine Regierung unter Donald Trump wohl eine Belastung darstellen und sowohl Unternehmen als auch Verbraucher verunsichern. Die angedrohten Strafzölle auf europäische Importe stellen hier nur ein Beispiel dar. Die Unberechenbarkeit seiner Politik wird auch Auswirkungen auf die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten haben. Wie diese konkret ausfallen werden, bleibt abzuwarten.

Die niedrigeren Staatseinnahmen sowie die zu erwartenden höheren -ausgaben will Trump über Zölle (dieses Vorhaben sehen jedoch viele Republikaner eher kritisch) und neue Schulden finanzieren. Bei einer Schuldenquote des Bruttoinlandsprodukts von ca. 120 % dürfte die Ausweitung der Schulden jedoch keinesfalls ganz leichtfallen. Bei den US-Staatsanleihen dürfte es wohl zu weiter steigende Renditen, insbesondere bei länger laufenden Anleihen, kommen. Die Furcht vor einer zu lockeren Fiskalpolitik und einem leichten Aufwärtstrend bei der Inflation dürfte dabei eine wichtige Rolle spielen. Die Anleihemärkte dürften hier also ihre Rolle regulatorisches Element durchaus einnehmen. Allerdings stellt die Zinslast nach wie vor (noch) kein großes Problem für die USA dar. Auch historisch betrachtet liegt die aktuelle Zinslast in den USA im Normalbereich. Es kommt auf die Leistungsstärke der Wirtschaft an und diese ist nach wie vor gegeben.

10-Year US Treasury Bond Yield Quelle: Yardeni Research – Stand 06.11.2024
Quelle: Yardeni Research – Stand 06.11.2024

Aber auch die Renditen kürzerer Laufzeiten könnten etwas unter Druck geraten, wenn die Aussicht auf weniger Zinssenkungen durch die Fed eingepreist wird. Bei der Fed halten viele Marktteilnehmer deshalb jetzt eher nur noch 4 als 6 Zinssenkungen für wahrscheinlich. Der US-Dollar dürfte weiterhin Stärke zeigen. Gerade auch gegen den Euro, da die Kapitalmärkte in der EU jetzt mehr Zinssenkungen erwarten als in den USA. Die Stärke des US-Dollars der vergangenen Monate lässt sich wohl hauptsächlich auf die besseren US-Konjunkturdaten und den starken Anstieg der US-Anleiherenditen zurückführen. Unter Trump kommen jetzt noch einige stärkende Faktoren (z.B. höhere Leitzinsen, Zölle usw.) hinzu.

Bei Aktien stehen die Chancen gut, dass der Trump-Trade weitergeht und wir weiterhin steigende Kurse sehen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass der Schwung nach der Wahl abnehmen dürfte. US- Aktien dürften outperformen – insbesondere die Unternehmen mit einem hohen Anteil an US-Erträgen.

Europa könnte leiden. Für den wohl eher unwahrscheinlichen Fall, dass Trump und Putin sich tatsächlich auf einen Waffenstillstand in der Ukraine einigen könnten, würden europäische Unternehmen profitieren. Auch China könnte aufgrund der Zölle Probleme bekommen. Dies könnte die Volatilität in den Schwellenländern eher erhöhen. Da der letzte Stimulus der chinesischen Regierung eher enttäuschend ausfiel, könnte sie hier evtl. nachlegen. Insgesamt sollten die Unternehmen weltweit aber auf Trump 2.0 relativ gut vorbereitet sein.

Gold sowie Rohstoffe insgesamt werden immer stärker von geopolitischen Faktoren bestimmt. Hier bleiben die konkreten Auswirkungen einer Trump-Regierung abzuwarten.

Portfolioausrichtung

Immer wieder betone ich, dass die mittelfristigen Auswirkungen von Wahlen auf die Aktienmärkte geringer sein könnten, als es um den Wahltermin herum den Anschein hat. Natürlich steht eine US-Wahl im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Medien und jeder Politiker, Reporter, Analyst, Volkswirt usw. hat das Bedürfnis sich positionieren zu müssen. Aber welchen Einfluss auf die Kapitalmärkte hat sie wirklich? Während der letzten Trump-Präsidentschaft erzielte der S&P 500 eine Gesamtrendite von +70 %. Seit Beginn der Präsidentschaft Bidens sind die Märkte um etwa +80 % gestiegen. Andere Faktoren, die im Hintergrund wirken, scheinen für die Aktienmärkte also wesentlich wichtiger zu sein als die Politik an sich.

Bei der langfristigen Kapitalanlage sollten Wetten niemals eine Rolle spiele. Gerne sorgen selbst ernannte Experten auf den Social-Media-Kanälen für Verunsicherung und erklären, warum man diese und jene Wette bei diesem oder jenen Wahlausgang eingehen soll. All diese Vorhersagen und vermeintlichen Tipps haben eins gemeinsam: Sie sind absoluter Unsinn! Ein schönes Beispiel hierfür: Trump und der US-Energiesektor. Schon im Wahlkampf vor seiner Präsidentschaft ab 2017 versprach Trump „Amerika wieder groß zu machen“ und auch die Ölindustrie sowie die Energiewirtschaft von „unsinnigen“ Auflagen zu befreien. Wer damals in seiner Anlage darauf gewettet hat und den Schwerpunkt auf den US-Energiesektor legte, dürfte enttäuscht worden sein. Denn während der Präsidentschaft von Trump gab der Kurs von US-Energietiteln um rund 38 % nach (siehe Grafik US-Energiesektor: Trump vs. Biden).

Industrielle Stärke lässt sich nicht einfach verordnen. Auch ein US-Präsident kann gegen eine Wirtschaft, die sich schon jenseits des zyklischen Zenits befindet und dann noch von einer globalen Pandemie ausgebremst wird, nichts ausrichten. Eine einbrechende Produktion sorgte für einbrechende Nachfrage nach Energie, was sich auf die Kurse im Sektor niederschlug.

Wer also auf ein bestimmtes Ereignis bei einer Wahl und seine Auswirkungen auf den Kapitalmarkt wettet, hat schon verloren. Für eine langfristige Kapitalmarktstrategie ist es wichtig, sich ein umfassendes Bild zu machen. Dabei können die unterschiedlichsten Einflussfaktoren deutlich entscheidender sein als die beabsichtigte bzw. versprochene wirtschaftliche Weichenstellung eines US-Präsidenten. Inflation und Leitzinsen, Pandemie und Mega-Trends wie das Potenzial von KI oder heute gänzlich unvorhergesehene Ereignisse: Sie alle haben das Zeug, Aktienmärkte weit mehr zu beeinflussen als die Wirtschaftspolitik eines einzelnen Regierungschefs – und sei es der Präsident der USA.

Wir werden deshalb unserem Grundsatz treu bleiben und die Aktienquoten in allen drei Strategien wesentlich höher halten als es in den allermeisten Portfolien deutscher Anleger der Fall ist. Laut einer aktuellen DZ Bank-Analyse hätten deutsche Haushalte seit 2011 über 700 Milliarden Euro mehr Vermögen aufgebaut, wenn sie stärker in Aktien investiert hätten. Weil die deutschen Anleger aber lieber sparen, statt anzulegen, versauert ihr Geld leider auf dem Giro- und Tagesgeldkonten. Mit ca. 72 % Aktienquote im Flexiblen Modellportfolio sind wir aktuell neutral aufgestellt und können somit auf Veränderungen des wirtschaftlichen Umfelds jederzeit reagieren.

Haben Sie Mut für das Investment in Aktien!

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Herausgeber: SK Finance Consulting

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SK Finance Sascha Knapp Profilbild

Über mich

Börsianer mit Leib und Seele. Jahrgang 1975. Geboren in Koblenz. Wohnorte Frankfurt am Main und Berlin. Seit über 25 Jahren beschäftige ich mich intensiv mit den internationalen Finanz- und Kapitalmärkten.

Sascha Knapp

 

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