TACO, BBB und Bomben

von | Juni 24, 2025 | Marktinformationen

Worauf ist noch Verlass?

„Je öfter eine Dummheit wiederholt wird, desto mehr bekommt sie den Anschein der Klugheit“

Voltair

Nun haben sich die USA doch militärisch in den Konflikt im Nahen Osten hineinziehen lassen. In der Nacht zu Sonntag haben die USA in den Krieg zwischen Israel und dem Iran eingegriffen. US-Präsident Donald Trump meldete die Bombardierung von drei iranischen Atomanlagen. Wie groß der Schaden ist, ist noch unklar. Nachdem die Börsen am Montag mit nur geringen Verlusten reagierten, ziehen die Kurse nach der ausgerufenen Waffenruhe zwischen Israel und Iran deutlich an. Über die weiteren politischen Entwicklungen kann man momentan nur spekulieren.

Noch in der letzten Woche gingen viele Politik-Experten davon aus, dass Trump nicht offensiv in den Konflikt eingreifen würde. Insbesondere auch wegen Trumps ständigem Wankelmut. Erst gerne drastische Drohungen ausstoßen und dann letztlich doch kneifen. Die Börsen spielen deshalb z.Zt. den „TACO-Trade“ (Trump Always Chickens Out-Trade). Es bedeutet sinngemäß. „Trump knickt immer ein“.

Die Welt ist meistens besser damit gefahren, dass er seine Drohungen nicht wahrgemacht hat. So war es bisher im Zollkonflikt und so war es mit den Entlassungsdrohungen gegen US-Notenbankchef Jerome Powell. Doch im Falle des Irans hat der US-Präsident seinen Drohungen nun auch drastische Maßnahmen folgen lassen. Im Atomstreit mit dem Iran hat sich das TACO-Phänomen, trotz dem ständigen Hin und Her von Trump, also nicht wiederholt.

TACO-Trade

Im täglichen „getweete“ des US-Präsidenten in Kombination mit einer durchschnittlichen Gültigkeitsdauer von höchstens ein paar Tagen, rauschen seine Drohungen, Ankündigungen und Revisionen inzwischen bei den Investoren sprichwörtlich in ein Ohr rein und im anderen wieder raus und lösen dabei nicht mehr viel mehr als ein Schulterzucken aus.

So führte z.B. die Drohung, die Zölle auf Importe aus der EU auf 50 % zu erhöhen, nur noch zu einem Kursrücksetzer von wenigen Stunden. Am nächsten Tag war alles schon wieder vorbei. Dabei sind 50 % Einfuhrzoll kein harmloser Schuss in die Luft, das ist eine ökonomische Super-Bombe. Für viele europäische Unternehmen – insbesondere aus der Automobil-, Maschinenbau- und Luxusgüterindustrie – würde dies einen massiven Kostenschock bedeuten. Der Export in die USA würde aus dem Stand heraus unattraktiv. Produktionsverlagerungen, Preisaufschläge oder sogar Rückzüge vom US-Markt dürften die Folge sein.

U.S. Tariffs Forecast To HitQuelle: Statista – Stand 03.04.2025

Auch wenn Trumps Maßnahme vordergründig europäische Exporteure treffen würde – sie ist ein klassisches Beispiel für einen Schuss ins eigene Knie. Amerikanische Unternehmen, die auf europäische Vorprodukte angewiesen sind, müssten mit höheren Einkaufspreisen rechnen. Verbraucher in den USA würden die Zölle über steigende Endpreise zu spüren bekommen. Inflationäre Tendenzen, die derzeit ohnehin bereits latent schwelen, könnten so neuen Auftrieb erhalten. Die Notenbanken wären gezwungen zu handeln und müssten die Zinsen erhöhen.

Die ausufernde Staatsverschuldung in den USA würde noch teurer werden. Das Budgetdefizit der USA beträgt aktuell rund 7 % des GDPs. Insgesamt ist die Staatsverschuldung damit bei über 120 % der Wirtschaftsleistung angekommen und allein die Zinszahlungen belaufen sich inzwischen auf 3 % des Bruttosozialprodukts. Aktuell zahlen die USA ca. 2 Mio. USD pro Minute an Zinsen zur Finanzierung ihres Staatsdefizites. Ich wiederhole: Ca. 2 Mio. USD pro Minute! Das alles sind historisch hohe Werte, vor allem in Friedenszeiten. Eine tickende Zeitbombe.

Dennoch ignorieren die Märkte Trumps Äußerungen mittlerweile fast komplett. Die Anleger setzen auf den TACO-Trade. Dies ist ein schönes Beispiel dafür, wie Kapitalmärkte es immer wieder vermögen durch aktuell undurchsichtige Situationen hindurchzublicken und das Störfeuer zu ignorieren. Falls sich hinter Trumps Wankelmut tatsächlich eine kohärente Strategie verbergen sollte, dann wäre sie mindestens so gut getarnt wie ein B-2 Tarnkappenbomber. Aus meiner Sicht ist es wahrscheinlicher, dass bei Trump eine solche Strategie überhaupt nicht existiert. Dies könnte den TACO-Trade also durchaus auch einmal gefährlich machen.

Zölle – weniger schlimm bedeutet jedoch nicht gut

Das Thema Strafzölle beschäftigt Trump persönlich angeblich schon sein halbes Leben und die Märkte spätestens seit seiner ersten Präsidentschaft. Damals hatte er die effektiven Zölle auf US-Importe von 2% auf 3% erhöht. Das aktuelle Niveau beläuft sich nun auf 18%. Ein Wert, der letztmalig in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts erreicht wurde.

Falls die realistische Spannbreite der finalen Zölle zwischen 10% (UK) und 30% (China) liegen sollte, ist das zwar besser als zwischenzeitlich befürchtet, aber immer noch nicht gut für Wirtschaft und Inflation. Grund zur Hoffnung, dass die Zölle kurzfristig wieder in die alten, einstelligen Regionen fallen, gibt es aktuell nicht. Die globale Wirtschaft, die Unternehmen, die Staaten, aber auch jeder Einzelne wird für die Fehleinschätzung des US-Präsidenten bezahlen. 

Immer wieder spricht Trump davon, dass über seine Strafzölle die notwendigen Einnahmen für das Staatsdefizit generiert werden sollen und punktet damit bei vielen seiner Wähler. Dies ist jedoch absolut illusorisch, wenn man sich die mathematischen Verhältnisse genauer betrachtet: Das US-Budgetdefizit beläuft sich absolut auf 1,8 Billionen USD. Die Mehreinnahmen durch Strafzölle im April 2025 lagen bei 9 Mrd. USD. Großzügig gerechnet sind das 120 Mrd. USD pro Jahr, also ca. 7% des Defizits. Da die Zölle aber wirtschaftliche Kollateralschäden produzieren und somit andere Steuereinnahmen wegbrechen, bleibt am Ende nicht viel an Einsparung übrig.

„One Big Beautiful Bill Act (BBB)“

Nein, noch ist BBB nicht das neue US-Kreditrating. Das neue Gesetz birgt jedoch eine Menge Sprengkraft. Die maroden US-Staatsfinanzen könnten dadurch weiter in ein gefährliches Ungleichgewicht abrutschen. Das Defizit ist bereits riesig und wird durch das neue Gesetz noch größer. Es ist kaum vorstellbar, dass durch die geplanten Steuersenkungen die Wirtschaft derart beflügelt würde (genau dies verspricht die US-Regierung aber ihren Bürgern), dass am Ende das Defizit sinken würde. 

Bisher von den Märkten ebenfalls kaum wahrgenommen wurde zudem, dass durch Section 899 im „One Big Beautiful Bill Act“ die US-Regierung bestehende Doppelsteuerabkommen aushebeln und ausländischen Investoren mit höheren Abgeltungssteuern belasten könnte. Betreffen soll dies Institutionen, die in einem Land beheimatet sind, das „unfaire Steuermethoden“ gegen die USA anwendet. Auch hier bleibt abzuwarten, was am Ende davon übrigbleibt. Bei der Sicherung der Budgetdefizite hängt die US-Regierung aufgrund der geringen amerikanischen Sparquote und dem hohen Refinanzierungsbedarf stark von ausländischen Investoren ab. Diesen durch höhere Steuern ins Bein zu schießen, ist kein besonders smartes Vorgehen. Section 899 könnte der US-Regierung jedoch die Möglichkeit eröffnen, den Handelskrieg in einen Kapitalmarktkrieg zu verwandeln – mit entsprechend negativen Folgen für die Kapitalmärkte.

Sollte die US-Regierung andere Ausgaben nicht kürzen, so wie es im Moment aussieht, gäbe es nach einer Verabschiedung und harten Umsetzung von BBB zwei Optionen: Entweder die „Anleihen-Wächter“ erzwingen eine Kurskorrektur auf die harte Tour („Liz Truss Moment“), d.h. es kommt zu einem Käuferstreik infolgedessen die Zinsen schnell und heftig nach oben schießen. Oder die Einnahmenseite der Bilanz verbessert sich deutlich. Wie das aussehen soll, dazu gibt es nichts Konkretes – außer den üblichen Phrasen.

Das Gesetz ist also „not so beautiful“. Der US-Präsident hat die Kettensäge an den Ast angesetzt, an dem die Finanzierung der gigantischen US-Defizite hängt. Trumps anhaltenden Versuche, den US-Dollar und den US-Kapitalmarkt zu schwächen, sind ein sehr gewagtes Spiel mit dem Feuer.

Iran-Israel-USA Krieg

Insgesamt zeigen sich die Kapitalmärkte bislang ziemlich unbeeindruckt vom Angriff der USA auf die iranischen Atomanlagen und reagierten nach Verkündigung der Waffenruhe mit Gewinnen. Sollte es jedoch zu einer weiteren Eskalation der Situation im Nahen Osten kommen, könnten die Börsen auch empfindlich negativ reagieren.

Am Montagmorgen hatten lediglich die Preise für Rohöl nach dem US-Angriff auf iranische Atomanlagen stärker reagiert. Der Preis für ein in Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kletterte in den ersten Handelsminuten der Woche um über 10 Prozent auf über 86 US-Dollar und damit auf den höchsten Stand seit fast einem Jahr. Das Kursplus schmolz allerdings schnell wieder ab und pendelte sich gestern bei ca. 76 US-Dollar ein, bevor es aufgrund der ausgerufenen Waffenruhe gestern Abend auf ca. 70 US-Dollar und heute auf ca. 68 US-Dollar gefallen ist.

Portfolioausrichtung

Die Fed steht vor widersprüchlichen Risiken. Wie erwartet hat die Federal Reserve (Fed) letzte Woche die Zinssätze unverändert bei 4,25–4,50 % belassen. Gleichzeitig wurden aktualisierte Wirtschaftsprognosen veröffentlicht, die einen etwas herausfordernderen Ausblick für die US-Wirtschaft zeigen. Die Wachstumserwartungen wurden nach unten korrigiert, während die Inflationsprognosen aufgrund der erwarteten Auswirkungen von Zöllen nach oben angepasst wurden.

OECD Inflation: Headline & Core Consumer Price Index - Source LSEG Datastream and Yardeni Research

Wir hatten in den vergangenen Monaten die Sondersituation durch den kurzen Zoll-Crash ausgenutzt und dort mit der Strategie „buy the dip“ richtig gelegen. Die Erhöhung der Aktienquote auf ein übergewichtetes Niveau hat sich bezahlt gemacht. Nachdem sich die Kapitalmärkte von dem Zoll-Schock schnell erholt hatte und wieder alte Höchststände erreichten, haben wir die Modell-Portfolien vor kurzem wieder neutral aufgestellt. So beträgt die Aktienquote im MP Defensiv ca. 32 %, im MP Flexiblen ca. 70 %, im MP Sparplan und im MP Dynamik jeweils ca. 85 %. Hinzu kommen Gold, kurzfristige Anleihen und Cash (Geldmarkt).

Mit dieser Aktienquote fühle ich mich aktuell sehr wohl, zudem die nächsten Wochen und Monate an den Börsen unangenehm werden könnten. Die höheren Zinsen, die hartnäckige Inflation, die neuen Verschuldungen, die politischen Konflikte usw. könnten die Märkte gerade in den tendenziell umsatzschwachen Sommermonaten kurzfristig belasten. Zumal die Kapitalmärkte auf den jetzigen Niveaus alles andere als günstig bewertet sind.

Haben Sie Mut für das Investment in Aktien!

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Herausgeber: SK Finance Consulting

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