Marktinformationen: Marktturbulenzen in China

von | Jan 9, 2016 | Anlegerinformationen, Geldanlage, Kapitalmarktanalysen

Der sehr nervöse und tiefrote Start der Börsen zum Jahresanfang hat bereits einen Vorgeschmack geliefert, was die von mir mehrfach prognostizierte Zunahme der Volatilität in Zukunft mit sich bringen wird.

Die Suche nach Rendite bleibt auch 2016 anspruchsvoll und wird zunehmend schwieriger. Gründe hierfür sind das anhaltende Niedrigzinsumfeld, geopolitische Risiken, Notenbankinterventionen, das siebtes Jahr per Saldo steigende Aktienkurse, veränderte Korrelationen, etc. Zudem stehen den Anleihemärkten, wie in den letzten Marktinformationen beschrieben, sehr schwere Zeiten bevor. Gerade in den USA und der EU gibt es momentan Verwerfungen bei den Realzinsen (Nominalzins – Inflationserwartung). Diese orientieren sich immer an der jeweiligen Wirtschaftsleistung und sind daher z.Zt. zu niedrig. Hier könnte ein Renditeanstieg mit entsprechend hohen Kursverlusten drohen. Damit entfällt die über viele Jahrzehnte stabile und ertragreiche Einnahmequelle für Portfolien.

Auf das Phänomen deutlicher Kursschwankungen an den Kapitalmärkten müssen sich Anleger also dringend einstellen. Nur allzu oft werden aus erhöhter Volatilität die falschen Schlüsse gezogen und man reagiert mit kurzfristigen Panikverkäufen. Dieses Vorgehen führt aber lediglich zur dauerhaften Realisierung von Verlusten. Was Volatilität aus meiner Sicht bedeutet, werde ich demnächst in einem separaten Newsletter ausführlicher beschreiben.

Ein ganz normaler Tag an der Börse!

Ein ganz normaler Tag an der Börse! (International Herald Tribune) - größer
Aktuelle Situation an den Kapitalmärkten

Die heftigen Marktturbulenzen der chinesischen Währung und Aktienbörsen erschüttern momentan die globalen Märkte:

  • Der Handel des CSI 300 Index wurde diese Woche nach Verlusten von je sieben Prozent bereits zweimal ausgesetzt. Die Aufhebung des Verkaufsverbots größerer Aktionäre und neue Regeln zu volatilitätsbedingten Handelstopps trugen ebenso zu den Kursverlusten bei. Dazu kam die überraschend rapide Abwertung des chinesischen Yuan zum US-Dollar.
  • Der in Hongkong gehandelte Yuan (CNH) fiel auf ein Fünfjahrestief. Chinas Devisenreserven fielen um 108 Mrd. USD auf ein Dreijahrestief von 3,33 Bio. US-Dollar. Daraus lässt sich auf umfangreiche Deviseninterventionen im vergangenen Jahr schließen. Die ausgebliebene Intervention der chinesischen Zentralbank (PBoC) diese Woche und die angekündigte Umorientierung von der Dollar- zur einer Währungskorbbindung haben die Sorgen über eine weitere Abwertung und weitere Kapitalausfuhren verstärkt.
  • Investoren zweifeln derzeit an einer effizienten Zusammenarbeit zwischen Pekings Regierung, der Zentralbank, sowie der Kapitalmarktaufsicht. Auch wenn der chinesische Staat vorwiegend in heimischer Währung verschuldet ist, muss man die großteils in US-Dollar verschuldeten Unternehmen im Auge behalten.
  • Chinas Turbulenzen bewegten die globalen Aktienmärkte, am stärksten erwischte es mal den DAX mit fast minus sieben Prozent seit Jahresbeginn. Zur Anlegernervosität trägt auch Öl bei, das noch niedriger als während der Finanzkrise auf einem Elfjahrestief notiert. Befürchtet wird zudem, dass die saudisch-iranischen Spannungen das Ölangebot sogar noch erhöhen könnten.

Bislang keine Notwendigkeit getroffene Prognosen zu ändern, doch ein kritischer Blick auf die weitere Entwicklung ist notwendig:

  • Die meisten Wachstumsprognosen für China waren ohnehin bereits vorsichtig. Auch die Prognosen für die anderen großen Wirtschaftsräume beruhen auf weiter abschwächenden Zahlen aus China.
  • Chinas heimischen Aktienmarkt sollte man nicht als Gradmesser dortiger wirtschaftlicher Entwicklungen, sondern eher als Spiegel spekulativer Privatinvestoren betrachten. Die drei Markteinbrüche seit Juli 2015 folgten einem langen Aufwärtstrend. Im Vergleich zum Juli 2014 liegt der CSI 300 Index immer noch mehr als 50 Prozent vorne.
  • Chinas Börsen werden weiterhin von der Politik beherrscht werden und daher volatil bleiben.
  • In Bezug auf das dortige Wirtschaftswachstum bleibe ich weiterhin noch vorsichtig. Die dortigen Entwicklungen werden aber von vielen Marktteilnehmern komplett falsch verstanden. Die oftmals beschriebene „harte Landung“ sehe ich nicht. Zudem erwarte ich weitere Reformen von Seiten der Politik. Der Nationale Volkskongress im März sollte hier mehr Klarheit schaffen.
  • Nachdenklich stimmt jedoch das massive Zusammenschmelzen der Währungsreserven. Auch wenn sich die genauen Zahlen nur sehr schwer ermitteln lassen, deutet vieles auf massive Deviseninterventionen der chinesischen Zentralbank im vergangenen Jahr und auf starke Kapitalabflüsse hin.
  • Auf globaler Sicht waren die jüngsten Makrodaten gemischt, aber insgesamt leicht positiv. Die US-Haushalte profitieren immer noch vom anziehenden Arbeitsmarkt, höheren Einkommen und Kaufkraftvorteilen dank billigen Öls. Der gestrige Arbeitsmarktbericht lieferte durchaus gute Zahlen, die allerdings in einem solchen Umfeld kaum Beachtung fanden. Amerikas Exporte nach China stehen für weniger als einem Prozent des Bruttoinlandsprodukt (BIP). Allerdings dürfte eine anhaltende Marktschwäche eine Revision der Wachstumsprognosen erforderlich machen.
  • Eurozonenmitglieder sind große Profiteure des billigen Öls, was dem Konsum zugutekommen dürfte. Zudem ist dieser weniger von Vermögenseffekten abhängig als der amerikanische. Innerhalb Europas hat Deutschland die stärksten Handelsbeziehungen mit China (2,5 Prozent vom BIP). Allerdings wurde auch hier von vielen Experten eine Abschwächung Chinas bereits in den Wachstumsprognosen berücksichtigt. Auch hier dürfte es natürlich bei einer anhaltenden Marktschwäche zu notwendigen Anpassungen der Prognosen kommen.
  • Für die Schwellenländer ergibt sich ein uneinheitliches Bild. Sicherlich wird eine Abschwächung der chinesischen Nachfrage sich bei handels- und rohstoffabhängigen Ländern negativ niederschlagen. Allerdings profitieren Rohstoffimporteure auch weiter von niedrigen oder fallenden Rohstoffpreisen, vor allem in Osteuropa und Asien.
  • Jedoch stellt die deutliche Zunahme der Verschuldung (bevorzugt in US-Dollar) in vielen Schwellenländern ein enormes Risiko dar. Hier könnte sich eine globale Krise andeuten. Erste Zeichen größerer Zahlungsschwierigkeiten sind deutlich erkennbar. Dies gilt es unbedingt im Auge zu behalten.

Fazit und Portfolioausrichtung

Aufgrund der massiven Verzerrungen durch die Zentralbanken sind die Kapitalmärkte anfällig. Die Droge des billigen Geldes hat viele Märkte enorm angetrieben und stellenweise verzerrt. Marktteilnehmer sind aufgrund der Aussicht hinsichtlich einer möglichen Einschränkung der ultralockeren Geldpolitik nervös. Dies alles wird die Volatilität in den kommenden Jahren weiter steigen lassen.

Die Kurseinbrüche in China sind jedoch zu einem Großteil auf massive Spekulationen zurückzuführen. Wie in vorangegangenen Marktinformationen beschrieben, liegt an den dortigen Börsen, zu denen die chinesischen Anleger Zugang haben, eine extreme Fehlbewertung vor.

Das panikartige Übergreifen auf die globalen Kapitalmärkte scheint eine übertriebene Reaktion zu sein. In einer globalisierten Finanzwelt gehört dies aber zum Spiel. Die globalen Makrodaten weisen jedoch weiterhin auf ein moderates Wachstum der Weltwirtschaft hin, so dass sich irgendwann auch wieder der Fokus auf die Fundamentaldaten richten wird.

Für die Portfolien wird die Suche nach Sicherheit zunehmend zum Problem. Die Absolute Return Strategien haben sich im letzten Jahr bewährt und werden weiterhin einen wichtigen Bestandteil bilden. Die defensiven Bestandteile (insb. defensive Mischfonds) stehen vor großen Herausforderungen und haben im letzten Jahr bereits ihre Schwächen offenbart. Hier werden wir uns von einigen Positionen trennen. Im offensiven Bereich werden wir stärker auf sehr aktive Manager und Strategien setzen. Hier konnten sich einige Aktienfonds und dynamische Mischfonds in den vergangenen Monaten positiv hervortun. Die aktuelle Marktschwäche werden wir wiederum zum Nachkauf in diesen Positionen nutzen.

Für die kommenden Wochen wünsche ich Ihnen gute Nerven und einen notwendigen Weitblick über das aktuelle Marktrauschen hinaus.

Mit freundlichen Grüßen
Sascha Knapp

Dipl.-Ökonom Sascha Knapp
SK Finance Consulting

Finanzberater-des-Jahres-2014-Auszeichnung

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Herausgeber: SK Finance Consulting

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Über mich

Börsianer mit Leib und Seele. Jahrgang 1975. Geboren in Koblenz. Wohnorte Frankfurt am Main und Berlin. Seit über 25 Jahren beschäftige ich mich intensiv mit den internationalen Finanz- und Kapitalmärkten.

Sascha Knapp

 

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