„Der Teufel wußte nicht, was er tat, als er den Menschen politisch machte.“
William Shakespeare (1564 – 1616), englischer Dichter, Dramatiker, Schauspieler und Theaterleiter
Es herrscht Erleichterung nach der Frankreich-Wahl. Die politische Unsicherheit war in den Wochen vor der Wahl durchweg Thema und die Frage nach den Auswirkungen auf die Finanzmärkte stand im Raum. Emmanuel Macron hat die erste Runde der Präsidentschaftswahl in Frankreich gewonnen. Der parteilose Emmanuel Macron erreichte laut vorläufigem Endergebnis zum jetzigen Stand 23,86 % der Stimmen und steht der rechtspopulistischen Marine Le Pen mit 21,43 % im weiteren Duell gegenüber. In zwei Wochen wird sich dann entscheiden, wer das neue Staatsoberhaupt Frankreichs sein wird.[image_frame style=“framed_shadow“ align=“center“]https://sk-finance.com/wp-content/uploads/2017/04/Frankreich.jpg[/image_frame]
Der Vorsprung von rund 2,5 Prozentpunkten auf die zweitplatzierte Marine Le Pen ist sogar deutlicher als erwartet. Das Rennen war in den letzten zwei Wochen zu einem Vierkampf zwischen diesen beiden, dem Konservativen Francois Fillon und dem Linken Jean-Luc Mélenchon geworden, und viele Marktteilnehmer hatten befürchtet, dass es Mélenchon und Le Pen in die zweite Runde schaffen und damit Frankreich vor die Wahl zwischen Pest und Cholera stellen könnten. Dieses Szenario bleibt der Fünften Republik nun erspart. Entsprechend verständlich ist die erste, erleichterte Marktreaktion.
Genauso wichtig ist es aber, sich nicht allzu sehr in Sicherheit zu wiegen, denn die zweite Wahlrunde am 7. Mai könnte knapper werden, als viele aktuell denken. Noch vor wenigen Wochen deuteten Umfragen für den Fall einer Stichwahl zwischen Macron und Le Pen auf ein Verhältnis von etwa 70:30 zugunsten Macrons hin. Dieser deutliche Vorsprung kann sich jedoch auch als schwierig erweisen, wenn es Macron nicht gelingt die Wähler an die Urne zu bringen.
Als Macron sein Amt als französischer Wirtschaftsminister freiwillig abgab, da er frühzeitig erkannte, dass unter Präsident Hollande keine vernünftigen wirtschaftlichen Reformen zustande kommen können, bewies er jedoch eine sehr gute Urteilskraft. Anstatt danach die Ochsentour einer Parteikarriere durch die etablierten Systeme anzustreben, bewies Macron politischen Unternehmergeist. Zumindest viele konservative Wähler sehen den jungen Shootingstar aber auch deshalb eher skeptisch. Auch bleibt abzuwarten, ob sich die hohe Wahlbeteiligung zur Stichwahl wiederholt. Falls nicht, dürfte dies eher ein Vorteil für Marine Le Pen sein.
Bemerkenswert ist jedoch, dass erstmals die Kandidaten der Sozialisten und der bürgerlich Konservativen nicht in die Stichwahl um das höchste Staatsamt geschafft haben. Frankreich braucht dringend grundlegende Reformen und das Wahlergebnis legt nahe, dass die Bevölkerung willens ist endlich einen neuen progressiven Weg in der Politik einzuschlagen. Für die Lebendigkeit der französischen Demokratie ist dies durchaus ein gutes Zeichen.
Der jahrelange politische Stillstand in Frankreich unter dem Motto „Weiter so“ könnte jetzt ein Ende haben. Sollte Macron gewählt werden dürfte dies deshalb auch mit Erleichterung in Berlin und Brüssel aufgenommen werden. Ob sich Macron bei einem Sieg in der Stichwahl dann tatsächlich als großer Reformpolitiker etablieren kann, hängt allerdings stark vom Ausgang der Parlamentswahlen im Juni ab und inwieweit sie das Mandat von Macron stärken. Er kann sich bisher weder auf eine eigene Partei noch auf langjährige politische Erfahrung stützen. Auch mit einem Wahlsieg von Macron betritt man in Frankreich also unbekanntes Terrain.
Frankreich muss dringend konkurrenz- und wettbewerbsfähig werden. Die Arbeitslosenquote ist in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen. Die sehr rigiden Regelungen auf dem französischen Arbeitsmarkt und die weiterhin sehr hohen Lohnstückkosten stellen wirtschaftlich die Hauptprobleme in Frankreich dar. Es wartet also eine Menge Arbeit auf den neuen Präsidenten Frankreichs – egal wer es sein wird…
Fazit und Portfolioausrichtung
Der erste Wahlgang in Frankreich, die Wahlen in den Niederlanden und in Österreich sowie die aktuell rückläufigen Umfragewerte der AfD in Deutschland deuten darauf hin, dass die Populisten 2017 bislang an Schwung verlieren. Dies trägt dazu bei, dass sich das gefühlte politische Risiko in Europa deutlich reduziert. Dies dürfte insb. für europäische Aktien positiv sein, da die Blicke der Investoren sich nun eher auf das verbesserte Wachstum in Europa richten können. Italien könnte das politische Risiko in Europa aber wieder schnell in den Fokus rücken.
Das Sentiment (viele Indikatoren zeigen eine durchaus positive Stimmung – diese sollte man oft antizyklisch betrachten) an den Märkten deutet jedoch weiterhin auf eine Zunahme der Volatilität und eine mögliche Korrektur an den Aktienmärkten hin. Wir bleiben daher bei unserer aktuell vorsichtigeren Ausrichtung. Langfristig orientierte Investoren sollten sich ohnehin nicht von politischen Börsen beeinflussen lassen. Es werden sich in den kommenden Monaten Gelegenheiten ergeben, Aktien wieder zu günstigeren Bewertungen einkaufen zu können. Geduld ist gefragt.
Die Investmentanalysten von „The Motley Fool“ haben 6 Fehler identifiziert, die Privatanleger bei der Geldanlage sehr oft begehen und die sich immer wieder sehr negativ auf die Ergebnisse auswirken:
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Sascha Knapp
Dipl.-Ökonom Sascha Knapp
SK Finance Consulting
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