Das aktuelle wirtschaftliche Umfeld ist von einer hohen Liquidität und gleichzeitig durchwachsenen makroökonomischen Aussichten geprägt. Im heutigen Beitrag zum Geldanlage Blog möchte ich kurz auf die wichtigsten Aspekte eingehen. Die Kernthesen zum Konjunkturausblick, zur Anlagestrategie sowie die Auswirkungen auf die Geldanlage für 2013 lauten:
– 1. Das systemische Risiko in Europa hat sich abgeschwächt.
– 2. Die Gefahr einer „fiskalischen Klippe“ in den USA hat sich durch QE3 reduziert.
– 3. In China hat sich das Wirtschaftswachstum stabilisiert.
– 4. Die Aussichten für die Schwellenländer sind positiv.
Europa:
Bei der Bewältigung der Staatsschuldenkrise in Europa wurden in diesem Jahr einige Fortschritte gemacht. Die systemischen Risiken werden sich 2013 voraussichtlich weiter reduzieren. Sowohl die ersten leicht positiven Ergebnisse der Anpassungsprozesse in den Krisenländern, als auch die entschiedene Geldpolitik der Europäischen Zentralbank tragen zu einer Aufhellung der Situation bei. Durch ihren unbegrenzten Ankauf von Staatsanleihen hat die EZB die Rolle des Kreditgebers letzter Instanz übernommen und damit in erster Linie das systemische Risiko in Europa abgeschwächt. Viele Experten gehen mittlerweile davon aus, das Europa den Tiefpunkt durchschritten hat. Trotz dieser Verbesserungen ist die Staatsschuldenkrise noch lange nicht vorbei. Auch wenn diese geldpolitischen Maßnahmen der EZB den krisengeschüttelten Ländern etwas Luft verschafft haben, entwickelten sich die wirtschaftlichen Fundamentaldaten in Europa weiterhin durchwachsen und das makroökonomische Umfeld bleibt recht ungewiss.
USA:
Die Ausweitung des Programms zum Anleihekauf der amerikanischen Fed (QE3) in einer Phase der wirtschaftlichen Stabilisierung der amerikanischen Wirtschaft, kann als vorbeugende Maßnahme und zur Unterstützung der Unternehmen auf die Gefahr eines „fiscal cliff“ angesehen werden. Sollte es am 1. Januar 2013 zu Steuererhöhungen bei gleichzeitigen Ausgabekürzungen kommen, dann würde die erforderliche Liquidität für die amerikanischen Haushalte bereitstehen. Die Zahl der professionellen Anleger, die das sog. „fiscal cliff“ in den USA als das größte „Tail Risk“ – das Eintreffen höchst unwahrscheinlicher Ereignisse mit hohen finanziellen Verlusten (wie z.B. auch das Auseinanderbrechen der Eurozone) – betrachten, ist in den vergangenen Wochen leicht gesunken. Der Arbeitsmarkt und der Immobiliensektor weisen leichte Stabilisierungen und positive Tendenzen auf.
China:
In China ist es gelungen, in einer Phase des Machtübergangs das Wirtschaftswachstum durch öffentliche Investitionen zu stabilisieren. Gleichzeitig konnte die Inflation unter Kontrolle gebracht werden. Die Aussichten haben sich weitegehend verbessert. Risiken bestehen aber weiterhin im Immobiliensektor und den zum Teil starken Lohnsteigerungen in verschiedenen Wirtschaftssektoren. Auch stellt die demographische Entwicklung in China eine sehr große Herausforderung dar. China ist, nicht zuletzt aufgrund der jahrzehntelangen Ein-Kind-Politik, eine stark alternde Gesellschaft. Der Auf- und Ausbau eines Rentensystems wird kostspielig und stellt eine hohe soziale Herausforderung dar.
Emerging Markets:
In Indien haben die angekündigten Reformvorhaben – nach einer Phase der politischen Blockade – den Zugang ausländischer Unternehmen zu bestimmten Wirtschaftssektoren verbessert. Ebenso wird internationalen Anlegern der Zugang zu Anleihen in Lokalwährung erleichtert, was sich positiv auf den Zustrom ausländischer Investitionen nach Indien auswirken dürfte. Viele kleinere Schwellenländer weisen zudem weiterhin sehr hohe Wachstumsraten auf. Diese Wachstumspotentiale können jetzt aufgrund verbesserter Rahmenbedingungen für Investoren und der stärkeren Differenzierung innerhalb der Gruppe der Schwellenländer zielgerichteter in den Portfolien eingesetzt werden. Bei einer sich stabilisierenden Weltwirtschaft bieten ausgewählte Emerging Markets sehr gute Renditepotentiale.
Finanzielle Repression:
Die finanziell repressive Politik von Regierungen und Zentralbanken weltweit, zwingt die Anleger zu einer Neudefinition von „Sicherheit“.Ohne Risiko wird künftig kein Kapitalerhalt mehr möglich sein! Sparer werden aufgrund negativer Realzinsen gezwungen sein, ihr Vermögen stärker aus den reinen Geldanlagen (Tagesgelder, Festgelder, Bundesanleihen etc.) in Sachwerte (Aktien, Rohstoffe, Immobilien usw.) sowie in Anleihen mit Zinsaufschlag (Unternehmensanleihen, Emerging Markets Anleihen usw.) zu investieren. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter SK Finance – Finanzielle Repression.
Deflationäre und inflationäre Tendenzen:
Auch in 2013 wird es ein instabiles Gleichgewicht dieser beiden Kräfte geben. Der anhaltende Schuldenabbau und die notwendige Konsolidierung der Staatshaushalte wirken sich weiterhin deflationär aus. Die expansive Geldpolitik wird sich selbstverständlich auch 2013 inflationär auswirken. Beide Kräfte ringen um die Vorherrschaft und zwingen die Investoren zu einer breiten Streuung der Geldanlage. Das Risiko eines deflationären Schocks ist meiner Ansicht nach deutlich gesunken. Kurzfristig sehe ich im Kernbereich der Eurozone aber auch keine Gefahr einer starken Inflation.
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